Weihnachten, Fest der Liebe und Hochamt des Lamettas, ist vorbei. Wir wollen die Chance nutzen und auch mal Danke für zwei Geschenke sagen, die wir dieses Jahr erhalten haben.
Die Kreissparkasse Köln, die eine Filiale in Roisdorf betreibt, hat uns 2017 in ihren Spendentopf der PS-Lose aufgenommen. PS-Lose können für monatliche 5 Euro erworben werden, davon sind 4 Euro der Sparanteil und der übrige Euro geht in die Verlosung. Damit kann man dann ordentlich Geldgewinne abgreifen und endlich seine sehnlichsten Wünsche erfüllen. Oder einfach hübsch Geld verprassen.
Von jedem verkauften Los wandern aber auch zusätzlich 0,25 Euro in den Fördertopf "PS-Sparen und Gewinnen". Das dort angesammelte Geld wird an gemeinnützige Vereine und Einrichtungen in der Umgebung gespendet. Schwer zu glauben, aber wir sind auch ein gemeinnütziger Verein. "Förderung des Sports", so steht es zumindest in unserem Freistellungsbescheid. Und dadurch konnte uns die Kreissparkasse Köln einen dreistelligen Betrag zukommen lassen, der komplett in die Finanzierung der modischen Winterjacken geflossen ist. Vielen Dank an die Kreissparkasse Köln (insbesondere an Frau Urfey) für die großzügige Spende! Weitere Informationen zu den PS-Losen gibt es HIER.
Des Weiteren haben wir überraschend und ohne eigenes Zutun in einer anderen Verlosung/Lotterie gewonnen. Leider nicht bei "El Gordo", aber trotzdem ein fetter Gewinn. Die Barmer GEK war bis zur Saison 2016 der Hauptsponsor von "Das Fußballwunder", ein Turnier zur Förderung des Schul-, Hochschul- und Betriebssports. Die BSG Roisdorfer Quellen nehmen automatisch über ihren Verband BKV Bonn/Rhein-Sieg teil.
Während des Turniers werden immer wieder Preise an die teilnehmenden Mannschaften ausgeschüttet. So konnten wir bereits Fußbälle, Fußpflegeprodukte und Leibchen ergattern, die während der Karnevalssession unserer (Ex-)Prinzessin Iris I. im Roisdorfer Weiberfastnachtszug als Kamelle verteilt wurden. Dieses Mal haben wir bei der Verlosung einen der Hauptgewinne ergattern können: Einen Trikotsatz für 14 Feldspieler und ein Torwarttrikot der Firma Uhlsport. Die Trikots wurden zusätzlich mit unseren Vereinsnamen bedruckt. Ab sofort können die Totengräber des Fußballs stilecht im Trauerflor auflaufen. Einzig an den passenden Körper für die betonenden Trikots müssen wir noch etwas arbeiten. Vielen Dank an die Barmer GEK (insbesondere an Herrn Boos) für die tollen Trikots!
Damit sich unsere Sponsoren dauerhaft in das Gedächtnis einbrennen, gibt es nun auch eine Übersichtsseite "Sponsoren und Partner", zu finden unter dem Reiter Verein. Ohne unsere Förderer hätten wir es niemals bis in die zweithöchste Spielklasse des BKV geschafft. Danke!
Die Roisdorfer Quellen wünschen allen Mitgliedern, Fans, Freunden & Förderern sowie Ihren Familien fröhliche und erholsame Weihnachten!
Wie bereits erwähnt, fand am Dienstag den 12.12.2017 die jährliche Versammlung der Sparte Fußball des BKV Bonn/Rhein-Sieg statt. Eine meist sehr anspruchsvolle Veranstaltung für Körper und Geist. Und da es dieses Jahr nicht anders war, gibt es zum Twitter-Ticker noch ein Protokoll der Veranstaltung aus unserer Sicht, hochgradig subjektiv.
In den letzten Jahren hatte es sich bei manchen Vereinen eingebürgert, an der Veranstaltung mit möglichst vielen Vertretern teilzunehmen (erwünscht sind vom FA-BKV maximal zwei Personen pro Mannschaft). Dementsprechend voll war es im Saal, teils mussten Personen stehen oder auf der Heizung Platz nehmen. Um diesem Schicksal zu entgehen und den Stammplatz im hinteren Eck zu verteidigen, machte sich der Vorstand der Roisdorfer Quellen frühzeitig auf nach Dottendorf. So war der notorische Zuspätkommer Präsident Palm sogar vier Minuten vor der eigentlichen Öffnung des Saals am Vereinsheim des BHTV. Kurz seinen Otto auf die Anwesenheitsliste gemacht, den Stimmzettel abgegriffen und ab ins Eck. Umgehend kam die Bedienung und versorgte die frühen Gäste mit Getränken. Wow, wartet man normalerweise eine Ewigkeit auf seine Getränke! Als dann auch noch im Nachbarraum kostenlos Gulaschsuppe verteilt wurde (für deren Verköstigung man laut offizieller Einladung zwei Stunden einplanen sollte), hätte man den Braten schon riechen müssen: Das wird doch nicht etwa eine völlig problemlose Veranstaltung?
Diese kurze Hoffnung wurde ab 19h zerstört, denn eigentlich hätte nun die Versammlung beginnen sollen. Stattdessen lief eine Präsentation in Dauerrotation. Abwechselnd aufwendige Bilder von Schachfeldern, Basketballkörben und Fußballplätzen auf malerischen Weiden. Dies war wohl der neue Imagefilm des BKV mit kurzer Vorstellung des Aufgabenspektrums. Leider gab es aber keine Erklärung zu der Präsentation, so wirkte das Ganze eher wie eine mehrmalige Generalprobe eines kommenden Vortrages. Einziges Highlight: Das Roisdorfer Klüngel-Logo wurde in der Vorstellung der Vereine des Rhein-Sieg-Kreises genutzt (siehe verpixeltes Foto).
Um 19:17h, kurz nach Übertreten der akademischen Viertelstunde, startete die Veranstaltung. Der Saal war überraschend "normal" gefüllt, neben den Vize Wasserberg war noch ein Platz frei. Diesen verteidigte er durch leichtes Knurren bis zum Ende der Versammlung. Nichtsdestotrotz wurde sich für das zahlreiche Erscheinen bedankt, die gute Resonanz wird als positives Feedback an den Fußballausschuss und den Betriebssport im allgemeinen gewertet. Schmunzelnd erwähnt unser Sitznachbar, dass ein Fernbleiben mit 25,-€ bzw. 15,-€ bestraft wird.
Als einer der ersten Punkte wurde das Stimmrecht festgestellt, beginnend mit dem Großfeld. Also alle Großfeldstimmzettel in die Luft - 22. Wie viele Vertreter haben auf der Anwesenheitsliste unterschrieben: 18! Uiuiui, leichte Differenz, also nochmal die Stimmzettel abzählen: 21. Schon besser, aber nicht perfekt. Daraufhin wurde in mehrere Richtungen ermittelt, bis man sich endlich auf eine gemeinsame Zahl einigte. Das gleiche Spiel dann noch mal im Kleinfeld, grandios.
Zwischendrin der Hinweis, dass Kostas Zorbas jetzt Schiedsrichterobmann ist. Glückwunsch und toi, toi, toi! Zudem wechseln der Fußballausschuss-Vorsitzende Jörg Schmitt und sein "rechtes Ei" (O-Ton Schmitt) Sebastian Hohenlohe in den Vorsitz des BKV. Hier wird wiederrum Hohenlohe der Schaft und Schmitt das Ei. Für die Fußballsparte wahrscheinlich die beste Entwicklung, hat man jetzt zwei waschechte Fußballer auf den höchsten Positionen im BKV. Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg euch beiden! Nachfolger im Fußballausschuss ist Felix Märtens, der bereits in der abgelaufenen Saison viele Aufgaben übernommen hatte. Auch hier herzlichen Glückwunsch und alles Gute!
Top 6 - Wahl des Versammlungsleiters sorgte wieder für etwas Erheiterung. Der obligatorische Versammlungsleiter, der auf Jahrzehnte beschlossen wurde, wurde nicht eingeladen. Na hoppala! Also musste einer der Ehrengäste dranglauben. Der machte seine Aufgabe soweit ganz gut, außer dass er die Enthaltungen vergaß. Aber wer brauch schon meinungslose Schweizer! Der Vorstand des Fußballausschusses wurde aber verdient entlastet. Zur Auflockerung wurde dann die Siegerehrung im Kleinfeld eingeschoben, vielleicht auch damit niemand vorzeitig abhaut.
Auf zum Highlight der Veranstaltung, den Anträgen zur Versammlung. Schon im Vorfeld haben die Anträge für einige Schmunzler gesorgt. Der Fußballausschuss begann gekonnt mit den simpleren bzw. logischeren Anträgen:
Antrag auf Konkretisierung des §3 der Sportordnung
Im Zuge der Öffnung unseres Spielbetriebes für Frauen enstand eine Grauzone hinsichtlich der 32-Jahre Regel. Diese soll u.E. für Frauen nicht gelten. Bedeutet, dass auch im Kreis (DFB) aktive Spielerinnen ohne Alterseinschränkung im BKV mitwirken können.
Sinnvoller Vorschlag, deshalb auch vom Vorstand der Roisdorfer Quellen befürwortet. Wieso sollten uns denn auch die knackigen Dinger vorenthalten werden #metoo #Chauvi #sorry. Wer denkt, wir wären die fiesesten Machos im Raum, dem sei die Meinung eines FA-Mitglieds zum Thema Frauen im Betriebssport ans Herz gelegt: "Inklusion macht den Betriebssport aus"! Knaller, Satz des Abends. Rainer Brüderle gefällt das.
Antrag auf Änderung des §3 der Fußballspielordnung
Wir würden unseren Hobby-Spielbetrieb gerne weiter öffnen und das Mindestalter noch ein kleines Stück herunter setzen. Unseres Erachtens könnten Jugendliche bereits ab dem 16. Lebensjahr mitwirken. (anstatt ab 17). (Ärztliches Attest und Einverständniserklärung der Eltern vorausgesetzt)
Der Antrag wurde angenommen. Die Roisdorfer Quellen haben dagegen gestimmt, eine gewisse Reife gehört zum knallharten Geschäft de Betriebssportes einfach dazu. Uns geht es hier ganz klar um den Menschen hinter dem Fußballer! Nachher bricht noch jemand seine Schullaufbahn ab nur um in der B-Gruppe ein paar tolle Ecken zu schlagen. So nicht! Nils Petersen sei uns allen ein warnendes Beispiel.
Apropos Bundesliga, Vize Wasserberg startete pünktlich den Livestream HSV - Frankfurt. Wieso nicht direkt die Konferenz ausgewählt wurde, bleibt Präses Palm ewig ein Rätsel. Anscheinend gab es technische Probleme... zu fettige Finger. Oder so.
Terminliche Anpassung der BKV-Saison (Sommer bis Sommer) -> analog Kreis/BuLi
Die Saison startet im Januar und endet im Dezember. Das führt dazu, dass bei schlechtem Wetter am Anfang vielleicht einige Spieler, die nur semi motiviert sind, noch nicht so Feuer und Flamme sind. Das gleiche gilt für das Jahresende, wenn es für viele Vereine um nichts mehr geht. Da gibt es leider auch sehr viele, die dann lieber im Warmen sitzen oder was anderes machen. Daher plädieren wir für einen Wechsel in den normalen Ligamodus von Sommer bis Sommer, wie alle anderen Ligen in Deutschland auch. Das hätte den Vorteil, dass es in der warmen Jahreszeit losgeht, und wenn es kälter wird, viele aber vielleicht mit Ambitionen mitten in der Saison stecken, mehr Spieler motivieren können.
Grandios! Dann hätten wir das nächste halbe Jahr frei, gar nicht so schlecht will man meinen. Trotzdem waren die Roisdorfer Quellen klar gegen eine Anpassung an die Bundesliga. Das ist doch unser einziges Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Bundesliga, sonst ist ja fast alles identisch. Ok, wir haben noch keinen bekackten Videobeweis.
Der Antrag wurde auf Grund von Formfehlern abgelehnt. Die juristische Abteilung der Roisdorfer Quellen bereitet aber schon einen Gegenantrag vor, die Bundesliga an den Spielkalender des BKV anzugleichen. Chancen stehen 50/50, vom Feeling her haben wir ein gutes Gefühl.
Absenkung der 32-Jahre-Regelung (Vereinsspieler) auf 27 Jahre
Zweitens kommt der Punkt, der natürlich jedes Jahr auf der Agenda steht, aber da wir immer dafür sind und die Auswirkungen immer stärker werden, wollen wir es erneut probieren: Die Reduzierung des Alters, ab dem man zwei Pässe haben darf. Wir plädieren für eine Senkung auf ein Alter ab 27 Jahren. Das Argument, was jedes dagegen kommt, ist, dass dann die Cracks den Betriebssport kaputt machen. Das können wir aber so nicht nachvollziehen, da wir nicht glauben, dass jetzt jeder Verein auf einmal 10 Spieler dazubekommt, die jede Woche die Betriebssportliga in Grund und Boden spielt. Außerdem macht das Mannschaftssterben ebenfalls den Betriebssport kaputt. Insofern wäre mit ein paar mehr Spielern, die dann den Vereinen weiterhelfen könnten, ein besserer Spielbetrieb gewährleistet, was wohl im Sinne aller ist. Und wenn eben ein paar sehr gute Spieler dabei sind und vielleicht das ein oder andere Spiel anders ausgeht, als die Tabellensituation das vermuten lässt, dann können wir nur feststellen, dass das auch so oft genug vorkommt. Allemal besser, als ständig ausfallen zu lassen. Außerdem hätte man dann auch nicht mehr das Problem, dass man darauf achten muss, dass jemand betrügt.
Same shit different day. Jedes Jahr ein neuer Versuch, das Mindestalter herabzusetzen. Auch dieses Jahr wieder erfolgreich abgewehrt (auch dank der Roisdorfer Quellen). Hier ist besonders eine geistreiche Wortmeldung eines Vereinsvertreters zu nennen. Er merkte an, dass in den vorherigen Anträgen ja schon (mehr) Frauen und jugendlichere Spieler zugelassen wurden. Jetzt könnte man doch nicht mit dem Antrag dafür sorgen, dass diese Gruppen komplett abgeschossen werden. Sehr fürsorglich der Herr.
Der spontan Eingereichte Antrag vom Präses Palm, endlich auf die SKY-Konferenz zu schalten, wurde dann doch noch intern umgesetzt. Ein versöhnlicher Augenblick. Genauso wie die Siegerehrung im Großfeld. Taxi Bonn wurde, dank der von der BSG Roisdorfer Quellen eingeführten Regel des Direkten Vergleichs, punktgleicher Meister am letzten Spieltag. Das nicht erwartete Dankeschön blieb aus, dafür wird uns bestimmt bei der nächsten Fahrt das Beförderungsentgelt erlassen. Auch hier arbeitet das Justiziariat an einer Verschriftlichung.
Der Abend endete leider mit einem sehr unschönen Augenblick... für den Präses Palm. Vor der Veranstaltung wurde von jedem Vereinsvertreter die bisherige Tätigkeitsdauer für seinen Verein erfragt. Präses Palm guckte kurz auf seinen linken Unterarm, zählte die eintätowierten Striche für jedes Jahr, erschrak selbst über die Dauer und gab dann eine Elf zum Protokoll. Der kritische Blick vom Fußballausschuss hätte ihn schon skeptisch werden lassen. Anscheinend wurde ihm diese Zahl auf Grund seines kindlichen Äußeren nicht zugetraut. Oder man hielt ihn für besoffen. Trotzdem ließ man ihn erst Mal im Glauben, seine Angabe so vermerkt zu haben.
Als dann die Ehrung der dienstältesten Vereinsvertreter, bei einer Dauer von acht Jahren startend, begann, war die Hoffnung im Roisdorfer Lager enorm. Elf ist doch größer als Acht, es sind immerhin zwei Ziffern. Dieser Anfangsverdacht wurde umgehend vom Vize in der Taschenrechnerapp überprüft und verifiziert. So rückte sich Palm seinen Stuhl zu recht, um völlig überrascht hoch zu schnellen. Eine Rede mit Lobhudeleien für jeden ehemaligen Mitspieler und einen ausführlichen Werdegang vom Antifußballer zum Antifußballer in Vorstandsposition, lag wie immer in der Hosentasche parat. Doch so weit kam es glücklicherweise nicht. Seine elf Jahre wurde gekonnt ausgespart und der nächste Vertreter geehrt. Mit verschränkten Armen und grummeligem Murmeln meisterte er diese höchst unangenehme Situation wie ein Sextaner. Anscheinend war es nicht sein erstes Erlebnis dieser Art.
Den möglichen Gewinn, ein Derbystar Ball im Retro-Look, hätten wir eh über'n Zaun gebolzt. Alles gut! Die Gulaschsuppe war lecker, für Biernachschub wurde umgehend gesorgt und sowohl die SGE als auch der BVB haben gewonnen. Wir freuen uns auf die nächste Spartenversammlung.
Heute Abend findet die jährliche Versammlung der Fußballsparte des Betriebssport-Kreisverband (BKV) Bonn/Rhein-Sieg e.V. statt. Austragungsort ist seit ein paar Jahren das Vereinsheim des Bonner Tennis- und Hockey-Verein (BTHV). Puuuh, genug der langen Namen, die Veranstaltung dürfte sich schon genug ziehen wie ein Kaugummi. Für die Betriebssportgruppe Roisdorfer Quellen e.V. (Ha, verarscht!) nimmt dieses Jahr wieder der komplette Vorstand an der Veranstaltung teil.
Die stattliche Zwei-Mann-Kapelle wird zudem durch einen Mitarbeiter der Presseabteilung begleitet (inkognito, pssst). Als besonderen Service gibt es deshalb heute Abend einen Live-Twitter-Ticker (@roisdorfer) aus dem Herzstück des Fußballverbandes. So verpasst ihr keine noch so kleine Entscheidung. Hier schon mal ein kurzer Überblick über die spannendsten Fragen:
Die Roisdorfer Quellen werden natürlich jeden Antrag Richtung Modernen Fußball entschieden ablehnen.
Keine Investoren! Keine Begrenzung des Gästekontingents! Gegen jede Kollektivestrafe!
Für Herr Pyro und Frau Bengalo! Für Stehplätze! Für Arbeitergerechte Anstoßzeiten!
Es kann nur grandios werden!
p.s.: Der Vorstand freut sich über einen Ergebnisticker der Bundesligapartien HSV - SGE und M05 - BVB ;-)
Wie die Hochzeit in einem Königshaus oder die Eröffnung Olympischer Spiele, so ist auch die Weihnachtsfeier der BSG Roisdorfer Quellen ein fest durchgeplantes Ereignis. Vielleicht nicht so perfekt durchchoreographiert wie von André Heller höchstpersönlich, aber ein Großteil der Abläufe und Ereignisse trifft jedes Jahr pünktlich ein. Maximale Abweichung von wenigen Minuten!
(Für neue Mitglieder -> SPOILERALARM!!!)
Der Prolog - Vorbereitung der Jahreshauptversammlung
17:30h
Beginn der Jahreshauptversammlung ist um 18h. Trotzdem sind schon die ersten Mitglieder im Kaminzimmer des Landgasthauses zur gemütlichen Ecke. Ein Teil hat im Vorfeld Aufgaben erhalten (zum Beispiel der Aufbau der Musikanlage) und kommt diesen nach. Der andere Teil will einfach nur die besten Sitzplätze abgreifen und sich schon vorab an kommenden Leid ergötzen. Neumodisch Katastrophentouristen geschimpft. Vom Vorstandsvorsitzenden ist weit und breit nichts zu sehen... obwohl er im Aufbau involviert sein sollte.
17:45h
Die Kassenprüfer sind wie bestellt eine Viertelstunde vor Beginn erschienen. Leider fehlt vom Kassenbericht jegliche Spur. Richtig, den sollte ja der Vorstandsvorsitzende mitbringen.
17:47h
Der Vorstandsvorsitzende betritt mit zwei großen, blauen IKEA-Tüten den Raum, begleitet von höhnischem Gelächter der bereits Anwesenden. Dieses klingt jedes Jahr gleich, man könnte meinen, es käme aus der perfekt aufgebauten Musikanlage. Der Kassenbericht wird den Kassenprüfern umgehend zur Verfügung gestellt.
17:50h
Die Kassenprüfer suchen eilig raus, ob sie selbst den Mitgliedsbeitrag für das abgelaufene Jahr bezahlt haben. Nächster Schritt: Schauen, wer von den anderen noch nicht bezahlt hat. Jede Aufgabe muss auch ihre Vorteile haben.
17:53h
Von den bereits anwesenden Mitgliedern werden seit Minuten in regelmäßigen Abständen die immer gleichen Fragen gestellt: Spielen wir heute Bingo? Was kann man gewinnen? Kommt der XY? Was gibt es zu essen? Wann gibt es zu essen? Kaufen wir vom Verein aus Aufwärmshirts?
Der Präses nutzt das einzig probate Mittel in dieser Situation: Die Nachfrage, wer dieses Jahr Protokoll schreibt. Stille im Raum, Blicke gehen Richtung Boden.
17:55h
Damit die Stimmung nicht auf Beerdigungsniveau sinkt, bringt eine Servicekraft das erste Kölsch Fass rein. Strahlende Kinderaugen im Klassenzimmer.
Kapitel 1 - Die Jahreshauptversammlung
18:00h
Eigentlich sollte die Jahreshauptversammlung jetzt beginnen. Diverse Ereignisse haben dies mal wieder verhindert. Die Kassenprüfung ist in den letzten Zügen. Einen freiwilligen Protokollanten gibt es noch nicht. Dafür wird gebetsmühlenartig aufgezählt, wer wann wo schon mal Protokoll geführt hat oder auf Grund besonderer Verdienste für den Verein nicht in Frage kommen darf. Christiana Ronaldo und Zlatan Imbrahimovic wären stolz vor so viel Egoismus.
18:05h
Die Kassenprüfung ist abgeschlossen. Beim Protokollanten hat man einstimmig eine Lösung gefunden: Entweder der Letzte der kommt (Anmerkung: Vorstandsvorsitzende dürfen kein Protokoll führen) oder das neuste Vereinsmitglied. Zufriedenheit macht sich im Raum breit, Bäuche werden gerieben. Lautstarke Nachfrage, was es beim Bingo für Gewinne gibt.
18:07h
Es fehlen noch Mitglieder, die sich vorher angemeldet haben. Damit sich die ganze Veranstaltung nicht wie "Wetten Dass" ewig in die Länge zieht, wird eine Frist gesetzt. Der nächste Nachzügler wird Protokollant, Basta!
18:09h
Ein verspätetes Mitglied betritt den Raum, Gelächter und tobender Beifall erzeugen eine extrem unangenehme Situation für den Delinquenten, der noch nichts von seinem Glück weiß. Ein Auswärtsspiel in Istanbul oder Athen ist für jeden Fußballer angenehmer. Habemus Protokollant!
18:10h
Verdammt, nix ist! Das von Gott auserwählte Menschenopfer ist der letztjährige Protokollant und somit raus aus dem Rennen. Stille und betroffene Blicke.
18:15h
Unfassbar, jemand meldet sich freiwillig! Schnell werden von allen Seiten Stifte und Papier gereicht. Die Jahreshauptversammlung geht mit viertelstündiger Verspätung los. Für den Vorstandsvorsitzenden, passionierter Bahnfahrer, eine gewohnte Situation. Er richtet sich kurz sein Anzug-Shirt und verliest nach der Begrüßung die Tagesordnung.
18:18h
Geschäftsbericht der abgelaufenen Saison. Alles Tutti soweit, für unsere Verhältnisse eigentlich sogar noch drüber! Der obligatorische Vorschlag eines Mitglieds, doch lieber im Kleinfeld anzutreten, wird allseits gekonnt ignoriert.
19:02h
Der geprüfte Kassenbericht wird vorgelegt. Positive Bilanz, dennoch wird an die Zahlungsmoral appelliert. Der Seitenhieb, dass ein Teil der Feier durch Mahnbeträge finanziert wird, darf natürlich nicht fehlen.
19:05h
Die erste Spielerfrau betritt den Raum. Sie wird durch hektische Armbewegungen und ein schroffes "Raus!" vom eigenen Freund des Saales verwiesen. Einige Mitglieder nutzen die aufkommende Verwirrung für einen Check ihres Smartphones. Immer noch 0:0 im Topspiel zwischen Hoffenheim und Wolfsburg.
19:10h
Ein paar Blasen sind randvoll mit obergärigem Hopfensaft, der Trupp macht sich deshalb auf zu den Pissoirs. Die Raucher nehmen dies als Möglichkeit, ein paar tiefe Züge frische Luft zunehmen. Unterbrechung der JHV auf unbestimmte Zeit.
19:20h
Entlastung des Vorstandes. Seit Jahren hat sich folgendes Frageschema des Versammlungsleiters etabliert: "Hand heben, wer dagegen ist? Enthaltungen? Einstimmig angenommen!". Im Nixtun sind wir eine Macht.
19:25h
Anträge zur Versammlung gibt es nicht, es folgen die freien Wortmeldungen. Mannschaftstour, Heimplatz und Vereinsbedarf. Die Klassiker, an denen man ewig diskutieren könnte. Da die Zeit drängt, will man das später an anderer Stelle klären, vielleicht einfach nächstes Jahr auf der Jahreshauptversammlung.
20:00h
Der Chef der gemütlichen Ecke höchstpersönlich beendet mit den Spielerfrauen im Schlepptau die Jahreshauptversammlung. Das Essen wäre dann gleich soweit. Der Protokollant erhält zur Erstellung des Protokolls die Kritzelzettel vom Vorstandsvorsitzenden und wird diese, inklusive seiner eigenen, bis Dezember nicht mehr anrühren.
Kapitel 2 - Die Weihnachtsfeier
20:05h
Die Damen haben Platz genommen, an einem separaten Tisch. Ja, bei den Roisdorfer Quellen läuft es ab wie bei einer Unterstufenparty zwischen CoJoBo (Jungenschule) und Ursulinen (Mädchenschule). Man sitzt feinsäuberlich getrennt drei Stunden in seiner Geschlechterecke, wirft heimlich immer wieder verschmitzte Blicke rüber. Gegen Halbzeit geht der Klassenchecker mit drei Fanta im Blut mutig rüber. Und kurz bevor man selber nachziehen will, wird man von Mama abgeholt. Die gute alte Zeit!
20:15h
Das Buffet wird vom Präses feierlich eröffnet. Ein Großteil der unnützen Worte wird vom Lärm der Kartoffelgratinkelle übertrumpft, die ersten haben sich schon die Teller beladen. Bei einer Fußballmannschaft gilt die goldene Regel: Vorspeise nimmt nur unnötig Platz weg. Außerdem will man den Damen nicht den Salat streitig machen. Es kommt somit zu einer Warteschlange bei den Hauptgerichten, die Phantasialand ähnliche Dimensionen annimmt.
20:25h
Schmatzgeräusche dringen aus dem Kaminzimmer, es wird eifrig geschaufelt. Das Kauen wird maximal zum abfeiern des vollsten Tellers eingestellt. Die Damen bereuen schon jetzt ihre Zusage zur Weihnachtsfeier.
20:33h
Zweite Runde am Buffet. Ein Spieler hat sich doch tatsächlich am Vorspeisentablett vergangen, ist dabei aber chirurgisch wie ein Traktor beim Pflügen eines gefrorenen Ackers vorgegangen. Tomate, Mozzarella und Balsamico bilden eine relativ homogene Masse. Auch am Löffel für die Schinken-Spargel-Röllchen klebt die Masse. Für die Damen ist die Vorspeise damit offiziell beendet.
20:45h
Bei den Roisdorfer Quellen gibt es zwei Sorten von Menschen: Die Trinker und die Fresser. Es gibt da auch so paar Hybride, aber das ist eine andere Geschichte. Für die Fresser beginnt nun der große Auftritt. Der dritte Hauptspeisenteller überzeugt bei einigen Spielern durch eine überragende Stapeltechnik. Abwechselnde Schichten von Schnitzel und Bratenstücken haben sich als die perfekte Kombination herausgestellt, abgekittet durch etwas Kartoffelgratin. Turmbau zu Babel des kleinen Mannes, auch wir werden nachher in unterschiedlichen Sprachen lallen.
Bei der Menge des verzehrten Essens könnte man meinen, der ein oder andere begibt sich am Tag nach der Weihnachtsfeier in einen dreimonatigen Winterschlaf und sammelt deshalb noch einmal ordentlich zusätzliche Fettreserven an.
20:55h
Die meisten Teller sind spülmaschinenrein hinterlassen. Zungen und Gürtelschnallen schnalzen. Ein Hosenknopf schießt durch den Raum, genau wie bei "Das Boot" die Nieten bei zu starkem Druck. Ein Schlaufuchs deponiert einen vollen Teller hinter der Spanischen Wand am Buffet, für später.
21:00h
Der Nachtisch wird serviert. Nicht wenige bereuen jetzt ihre Völlerei der letzten Dreiviertelstunde. Die Damen können sich ein hämisches Lachen nicht verkneifen.
21:08h
Erste Vermengungen zwischen den Geschlechtern. Die Damen haben unsere Bewegungsunfähigkeit auf Grund der übersättigten Bäuche frech ausgenutzt. Sollte der Zustand irgendwann wieder weichen, muss die Situation umgehend korrigiert werden! Über was soll man denn blos mit so einer Frau reden?! Unangenehmer Augenblick.
21:35h
Die Musik wechselt von Chart Hits zu vertrauten Tönen, es wird rockiger. Die ersten Grüppchen fordern Bingo. Ok, eigentlich ist es nur eine Person. Wie jedes Jahr hat sie den eisernen Willen, den Hauptgewinn abzugreifen. Es wäre eine Premiere! Die Taktik bleibt gleich: Viele Bingolose kaufen. Der Präses muss ihn leider noch etwas vertrösten, er kommt aktuell nicht mehr von seinem Stuhl hoch.
Kapitel 3 - Bingo
21:42h
Auf einmal schallt wieder seltsame Musik aus den Boxen. Es läuft "1980-f" von After the Fire, Titelmelodie von "Na sowas! ", einer Fernsehsendung aus den 80er mit Thomas Gottschalk. Hätte ich persönlich nicht gewusst, das Wissen musste ich mir spontan bei Wikipedia anlesen. Und hab es auch unverzüglich wieder verdrängt, Ha!
Egal, wenn dieses Stück läuft freut sich ein Großteil der Anwesenden, ein anderer bereut den Tag seiner Geburt. Denn während des Liedes werden die Bingolose verkauft. Und da bei den Roisdorfer Quellen alle etwas langsamer sind (der Fisch stinkt vom Kopf), muss das Lied in Endlosschleife laufen, bis auch wirklich jeder seine Lose hat. Das kommt dann schon einer chinesischen Wasserfolter nahe.
21:59h
Nach sechs Titelwiederholungen sind alle mit Bingolosen versorgt. Eine Person hat mit einem 20€-Schein bezahlt, ohne Wechselgeld! Der Rest ist freudig die im Jahr 2017 gesammelten Geldmünzen losgeworden. In Zeiten, in denen Münzeinzahlungen bei Banken mit einer Gebühr versehen werden, kein schlechter Schachzug. Der Kassenbeutel hat das Volumen eines Teenager-Skrotums angenommen, der eine Woche auf Klassenfahrt war. Ohne Wechselsocken!
22:05h
Meister der Bingozeromonie ist der Präses, irgendeinen Vorteil muss das Amt ja haben. Beim Öffnen des Kartons, in dem die Bingomaschine ihr trostloses Dasein fristet, entweichen die Ausdünstungen der letztjährigen Weihnachtsfeier. Ein Mischung aus Schweiß, Bier und viel heißer Luft. Herrlich!
Doch der Bingovorsitzende kann sich nur kurz an diesem Parfüm berauschen, umgehend wird ihm klar, dass er den Karton ein Jahr nicht mehr angerührt hat. Die geplante Kontrolle, ob noch alle Teile vorhanden sind, wurde mal wieder vergessen.
22:07h
Glück gehabt, die Bingomaschine inklusive Kugeln ist vollzählig. Nächstes Jahr wird vorher kontrolliert, gaaaanz sicher! Zum vollendeten Bingogenuss fehlen nun nur noch Kugelschreiber zum Abhaken der genannten Zahlen. Zwei Möglichkeiten: Entweder hat keiner einen Kuli dabei, obwohl es in der Einladung stand. Oder der Bingovorsitzende bringt sämtliche Kulis seit seiner Einschulung mit und jeder Gast hat mindestens drei Kulis selbst mitgebracht.
22:10h
Kurze Nachfrage, ob man beginnen kann. Die diversen erwiderten Beleidigungen werden als ja interpretiert. Die Musik wechselt schlagartig in eine Mischung aus Easy Listening, Trompeten-Pop und Aufzugmusik. Es läuft eine seit jeher bewährte und fest definierte Playlist, die vor etlichen Jahren einem edlen Swingerclub für Rentner abgekauft wurde. Für einen symbolischen Bademantel.
22:11h
In die Trompete von James Last dringt ein ohrenbetäubendes Rattern, die Bingomaschine ist gestartet. Der Bingovorsitzende dreht zuerst gekonnt in die falsche Richtung, um eine penible Vermischung der Kugeln zu garantieren. In einer ruckartigen Bewegung wird die kleine Kurbel der Bingomaschine in die andere Richtung gelenkt. Die erste Kugel verlässt den Plastikkäfig, der äußerst schäbig auf Metall gemacht ist. Made in China, kannst'e mittlerweile auch nicht mehr gebrauchen. Im Gegensatz zum Eurovision Songcontest wird die Zahl nur in Deutsch vergetragen, der Bingovorsitzende verfügt über einen überschaubaren Fremdsprachenwortschatz. Seit Jahren plant er genau für diesen Anlass einen Spickzettel.
22:20h
Die ersten Kugeln/Zahlen werden schnell gezogen, da am Anfang wenig passieren kann. Für Bingointeressierte: Wir spielen in der 15 aus 90 Bingovarianate, pro vollständiger Bingokarte gibt es einen Gewinn. Die Bingokarten, jeweils sechs Karten pro Block, haben eine Grammatur von 60 g/m² und sind in Betongrau gehalten. Beschreibar ab einer Bleistiftstärke von H2, mittlere Anspitzung. Die Bingomaschine hat eine Grundfläche von 30cmx23cm bei einer Gesamthöhe von 18cm. Der Aufbau ist durch eine fachkundige Person in weniger als fünf Minuten möglich. Neulinge sollten sich eine Einweisung bei örtlichen Schaustellern holen, einfach mal nachts ab 1h freundlich am Wohnwagen rütteln! Da bei der Bekurbulung der Bingomaschine die Möglichkeit von Querschlägern besteht, sollte ständig ein Augenschutz getragen werden. Ansonsten ist das Ganze eigentlich Pillepalle.
22:33h
Es wird die 15. Kugel gezogen, es könnte somit einen Gewinner geben. Gibt es natürlich nicht, selbst bei Glücksspielen sind wir nicht die Begabtesten.
22:37h
Die Bingoplaylist geht in die erste Wiederholung, auch sie wird natürlich in Endlosschleife abgespielt. Never change a winning system!
22:40h
Bei jeder gezogenen Zahl geht ein Raunen durch den Raum. Es riecht nach Schweiß, verdammtes Rauchverbot!
22:44h
Ein paar Leute geben durch, wie viele Zahlen sie noch offen haben. Manche sogar, welche Zahlen es genau sind, mit der Hoffnung, dass sie so schneller gezogen werden. Andere ziehen ein Pokerface auf und versuchen möglichst wenig Informationen preis zugeben. Das Wort Glücksspiel ist vielen kein Begriff. Aber vielleicht macht das auch den besonderen Reiz an Bingo aus.
22:52h
Die 47. Kugel wurde gezogen, immer noch kein Gewinner. Die Stimmung ist aber mittlerweile sehr unentspannt. Jeder gönnt sich den Sieg selbst am meisten, der Bingovorsitzende wird zur Persona non Grata.
22:54h
Extrem hitzige Situation: Der Bingovorsitzende hat "Sechs" gesagt, korrigiert seine Aussage aber umgehend in eine "Neun". Leider einen Augenblick zu spät, es gab schon das erste "Bingo" im Saal. Heftige Proteste des vermeintlichen Gewinners, der Bingovorsitzende nimmt erst Mal einen tiefen Schluck Bier. Es stellt sich schnell heraus, dass neben der Sechs auch noch eine weitere Zahl offen war. Alles wieder gut.
23:01h
Die 61. Kugel bringt die Entscheidung. BINGO! Der Gewinner darf unter Grummeln der Anderen die ebenerdige Bühne betreten. Seine Bingokarte wird notariell überprüft. Während der Gewinner mit seinem Hauptgewinn schon längst wieder Platz genommen hat, wird die Auswertung verkündet: Der Schein ist gültig! Vereinzeltes Klatschen des Gewinners ist zu vernehmen.
23:03h
Das Ganze fühlt sich jetzt schon etwas nach einem Spiel um Platz Drei bei der EM an. Als Sportsmänner will man wenigstens noch den Bingoeinsatz durch den zweiten oder dritten Platz kompensieren. Die vierte Wiederholung der Playlist zaubert hier und dort ein leichtes Grinsen ins Gesicht. Genau das gleiche Grinsen, dass man schon für den Glücklichen mit dem Hauptgewinn übrig hatte. Total von Herzen.
23:17h
Der Bingoquatsch ist endlich vorbei. Gewinn Nummer Zwei ging mal wieder an den kniestigen Typen, der sich nur ein Bingolos gegönnt hat. Verdammter Glückspilz! Und wenn das nicht schon Alles schlimm genug wäre, geht der dritte Preis an die Nase mit dem Hauptgewinn. Drecks Bingo, nie wieder! Die Raucher- und Toilettenpause entzerrt das Klima etwas.
Als musikalischer Schnitt läuft standesgemäß das Roisdorfer Quellen Lied, ein Klassiker schlechthin. "Heja Roisdorfer Tiger, ihr seid das größte Wunder hier", geht runter wie Öl! Irgendwann kommt hoffentlich der Tag, an dem dieses zeitlose Meisterwerk einstimmig mitgesungen wird. Aktuell sind ein paar Mitspieler, vor Allem die Neuen, doch etwas irritiert. Die "Roisdorfer Quellen" Version von Duck Sauce "Barbara Streisand" tut ihr Übriges dazu. Kunstbanausen!
23:34h
Was ist das? Ein Rückkehrer aus der Pause hat sich an den Mädelstisch gesetzt. Skandalös, Vermischung der Geschlechter. Umgehend kommt Hohn und Spott vom Herrentisch, nachdem man dort das tiefgründige Gespräch mit dem eigenen Smartphone beendet hat.
23:45h
Der Gemütliche Teil des Abends kann beginnen. Der Tisch der Schande (siehe 23:34h) wird rausgestellt und wahrscheinlich verbrannt, dafür kommen zwei Stehtische dazu. Denn am Stehtisch geht die Party! Es nähert sich die Zeit der Trinker. Gefühlt hat man den ganzen Abend erst so zwei drei Bier getrunken, Bingo kann schon sehr anstrengend sein.
Kapitel 4 - Tanzfläche
Circa 23:55h
Die kommenden Ereignisse können aus Gründen der (An-)teilnahme an der Veranstaltung nur noch bruchstückhaft wiedergegeben werden. Die Erinnerung verschwimmt dann doch etwas, liegt wahrscheinlich an der späten Uhrzeit... von zwanzig Bier.
Circa 00:10h
Der ewige Nachzügler erscheint unter Beifall im Kaminzimmer, die Laune steigt um 100%. Vielleicht auch ein oder zwei Prozent mehr. "Du bist spät dran", "Joah joah, bin aufgehalten worden". Alles klar, er war auf dem Weg zur Bahn noch in paar Kneipen Hallo sagen. Wer samstags Abends arbeiten muss, hat sich das aber auch verdient. Damit ist die Besatzung vollzählig, die MS Roisdorfer Quellen kann in See stechen!
Circa 00:30h
Die erste Titelmelodie eines Spielers läuft. Ja, richtig, mache Spieler haben ihre eigene Titelmelodie. Da wäre zum Beispiel "der Goldene Reiter" von Joachim Witt, "Mr. Jones" von den Counting Crows, "Aloha Heja He" von Achim Reichel oder "Fear of the Dark" von Iron Maiden. Jede mit einer eigens angerichteten Choreographie versehen, peinlicher als eine Mittagstalkshow in den 90ern. Das Schöne daran, den Rest im Raum interessiert es zu dieser frühen Stunde meist einen feuchten Kehricht, wer sich da gerade wie verrenkt. Maximal ein anfeuernder Zeigefinger ist das höchste der Gefühle. Eine Situation, surrealer als Dali.
Circa 01:10h
Zeit für Vereinshymnen. Erst für den Effzeh, dann für den glorreichen BVB. Der Frankfurtfan im Raum verschränkt die Arme und fordert wehement Demut ein. Die Androhung einer Wiederholung des Roisdorfer Quellen Liedes besänftigt ihn.
Circa 01:30hDer Ausfall des Abends. Ja, einen muss es nun mal treffen. Ob ausgiebiges Pokalsaufen oder ein Tower Pernot-Cola, es gibt verschiedene Ursachen, das Ergebnis bleibt gleich. Das Malheur des Jahres wird am Abends selbst gekonnt totgeschwiegen und erst beim nächsten Training reißerisch aufgearbeitet. Gentlemen par excellence.
Circa 01:50h
Der Trainer hat einen kleinen Zwischenhunger bekommen. Anstatt diesen an der internationalen Käseauswahl zu stillen, bedient er sich am Vorortbuffet, besser bekannt als Blumendeko. Widerlich mahlen die Stumpen in seinem Maul alles klein, von Rose bis Gänseblümchen, es wird zermalmt. Notiz an den Präses: Nie mehr Blumendeko bestellen. So wie schon im Jahr davor, und davor...
Circa 02:20h
Zeit für das obligatorische Mannschaftsfoto. Ein Highlight! ~15 besoffene Personen stehen, nein schwanken nebeneinander und zeigen ihr fiesestes Fotolächeln. Hier und da wird geschmust, einer spannt seinen Winkespeck gekonnt an und ein anderer hat wie immer die Augen zu. Als wenn das nicht schon genug wäre, werden die Spielerfrauen dazu genommen. Es entsteht ein noch viel phantastischeres Bild. Wie ein Wimmelbild ala "Wo ist Walter", überall gibt es etwas zu entdecken. Einer geht noch: Zack, die Servicekraft mit aufs Bild! Und alle freundlich lächeln! Weitere Variantionen ergeben sich spontan.
Circa 02:45h
Es läuft ein wilder Mix aus Onkelz, Rammstein, Alexander Marcus, Rockklassikern, Karnevalsmusik und Deichkind. Gefühlt wieder in einer Endlosschleife. Die Meute trifft sich zum Freistil-Gesellschaftstanz. Die Grenze zwischen Männer und Frauen verläuft nun tanzend. Discofox, Kreisel, Flieger... es wird heftig geschwoft. Fastw irkt es so, als hätten gewisse Kandidaten eine ganze Saison ihren Körper geschont, um nun hier alles aus jeder kleinsten Faser rauszuholen. Der Trainer macht sich kritische Notizen, während er genüsslich ein paar Wildblumen vernascht.
Epilog - Das bittere Ende
Circa 03:00h
Die Getränkepauschale endet, der Stimmung tut das keinen Abbruch. Jeder ist jetzt in unendlicher Spendierlaune. Eilig werden die Deckel zum Kellner geschleudert, er soll nochmal eine Runde tun. Dies wird netterweise gemacht, nicht ohne Hinweis auf das baldige Ende.
Circa 03:20h
Die Hebefigur der letzten Mannschaftstour, die in einem bösen Unfall geendet ist, wird aufgeregt nachgeholt. Man wackelt, man schwankt... und gestanden! Ha, lag also doch an der Örtlichkeit und nicht am Alkohol. Eine Spielerfrau beendet das Gespräch mit dem Notdienst abrupt.
Circa 03:30h
Schwitzende Körper in Extase. Man liegt sich in den Armen, schunkelt zu alten Erinnerungen. Die Onkelz werden laut gegrölt. Von außen betrachtet wirkt es wie der letzte Kampf von Axel Schulz. Auch wir haben die Fackel an.
Circa 03:55h
Der Chefkellner fordert nett, aber bestimmt das Ende. Es läuft Udo Jürgens mit "Tausend Jahre sind ein Tag", Tränen werden vergossen. Zwei Spieler liegen vor Rührung am Boden, seit zehn Minuten. Eigentlich endet jeder Abend in der gemütlichen Ecke mit mit dem Haus und Hof Musikanten Udo Jürgens, aber die Roisdorfer Quellen sind listige Füchse. Zum Abschied wird trotzig noch einmal Reinhard Mey mit "Gute Nacht Freunde" angespielt. Das Lied endet im Windows XP Herrunterfahr-Sound. Feierabend, nix geht mehr. Man darf die Örtlichkeit erhobenen Hauptes durch den Hinterausgang verlassen. Gottseidank ist Winter und kein bekackter Vogel pfeift. Man geht geschafft, aber glücklich nach Hause.
Tschö Sonntag!